Es geht auch darum, nicht direkt etwas zu verteufeln, sondern der Idee, dass die Brücke ohne Verkehr genutzt werden kann, eine Chance zu geben.

Laura Sophie Weber

Im Sommer 2023 konnte man Kinder und Jugendliche, aber auch erwachsene Anwohner und andere interessierte Hagener beobachten, die unter der Ebene 2 am Volmeufer ihre „Traumbrücke“ malten. Es gab Kuchen, man konnte klönen und über Visionen der Brücke von morgen diskutieren. 

Die Aktion war Teil des Masterstudienprojektes von Laura Weber, Architekturstudentin an der RWTH Aachen (Anne-Julchen Bernhardt) und ETH Zürich (Freek Persyn). Jetzt liegt die Masterarbeit vor (in englischer Sprache). Sie trägt den sympathischen Titel „Eine Brücke als Verbindung – oder wie man eine monofunktionale Infrastruktur in einen fantastischen Platz verwandelt“. 

Im Gegensatz zu der häufig eindimensionalen und verkürzt geführten Debatte um die Ebene 2 („kann weg, Symbol autogerechte Stadt, was ist mit der Verkehrsführung?“) erweitert Laura Weber unsere Sichtweise um die städtebauliche Design-Strategie des placemaking. Im Gegensatz zur konventionellen Planung am Reißbrett handelt es sich dabei um einen kollaborativen kontinuierlichen Prozess. Ziel des placemaking ist es, „gewöhnliche oder wenig genutzte Räume in sinnhafte, fesselnde und kulturell bedeutsame Plätze zu verwandeln, die den Gemeinsinn fördern und insgesamt die Lebensqualität für Anwohner und Besucher fördern“ (Derek Thomas). Diese Strategie knüpft an das Gefühl für den Ort (sense of place) an, die emotionale und psychische Bindung der Anwohner und Nutzer. Laura Weber: „wenn man die Brücke abreißt, ändert sich die Nachbarschaft auch. Vielleicht steigt das Wohlbefinden, wenn die Umweltverschmutzung durch Lärm und Abgase endet. Aber wenn es eine Motivation gibt, das Bild des Quartiers und der Stadt zu verändern, wird der Abriss der Struktur nicht ausreichen um die Schäden der Vergangenheit beseitigen. Es würde eine ganze Reihe planmäßiger Handlungen erfordern um das Umfeld wiederzubeleben“. Interessantes Detail ist auch, das der belgische Architekt Freek Persyn, der die Masterarbeit mit betreut, sich sowohl architekturtheoretisch wie auch in Form von Projekten seines Büros 51N4E der Revitalisierung verlassener und totgesagter Strukturen verschrieben hat, wie z.B. des World Trade Center in Brüssel .

Frau Weber schlägt als Start eine experimentelle Herangehensweise zur Gestaltung des Bereichs um Ebene 2 vor. „tiny interventions“, z.B. ein Brückenfest, einen Ebene 2 Boule-Club stellen erste Schritte dar. 

Diese ersten Schritte beantworten noch nicht die großen Fragen um die Machbarkeit eines Brückenparks aber machen Mut, das Projekt weiter zu verfolgen.

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